Projekte

Die Kategorie der Situation / Zur Theorie der Subjektposition

Ausgehend von bereits vorgelegten Überlegungen (vgl. das Buch Das Verhör. Geschichte – Theorie – Fiktion, 2003) soll der Stellenwert der Situationskategorie, , deren Auftauchen auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert datiert werden kann, in ihrer geschichtlichen Entwicklung in Blick genommen und theoretisch rekonstruiert werden. In diesem transdisziplinären Projekt soll gezeigt werden, daß Literatur und Film eine Schlüsselrolle einnehmen hinsichtlich der beispiellosen Karriere Situationskategorie in den Sozialwissenschaften und in der Alltagssprache. Die Situationskategorie eröffnet darüber hinaus neue Möglichkeiten zur Theoretisierung dessen, was man „Subjektposition“ nennen kann.

Beraten. Geschichte und Metatheorie einer grundlegenden kommunikativen Relation

In der modernen Gesellschaft nehmen die vielfältigen Formen des Beratens einen zunehmend großen Stellenwert ein: Jeder Einzelne (aber auch jedes Unternehmen und jede Institution) kann sich jederzeit in verschiedener Hinsicht als beratungsbedürftig definieren und von einem Einzelnen, einem Unternehmen oder einer Institution beraten lassen. Das interdisziplinär ausgelegte Projekt soll sich unter Einbeziehung der diachronen Perspektive mit der Logik der durch Sprechakte des Beratens gestifteten und/oder institutionell verankerten Beziehungen beschäftigen. Die Literatur kommt in diesem Feld in doppelter Hinsicht vor: Auf der einen Seite ist Ratgeber-Literatur selbst eine literarische Gattung (von Seneca über die Fürstenspiegel bis zu literarischen Formen, die ihrem eigenen Anspruch nach den Lesern – wie auch immer –den Weg weisen wollen). Zum anderen besitzt der Rat als Sprechakt eine narrative Dimension, in der es z.B. um die Erzählung der Folgen beherzigter oder in den Wind geschlagener Ratschläge geht.

Theorie und Praxis des Beispiels

Wie funktionieren Beispiele? Dies ist eine Frage von großem diskursanalytischen Interesse und mit enormen epistemologischen wie auch literaturwissenschaftlichen Implikationen – und zwar letzteres nicht nur deshalb, weil das Exempel eine literarische Gattung ist. Die in sogenannte Sachtexte (philosophische, kulturwissenschaftliche, soziologische, pädagogische Texte) eingebauten Beispiele, die der Veranschaulichung oder dem Beleg, der Erkenntnisgewinnung oder der Widerlegung dienen, stehen immer auch für deren Literarizität. Hier erschließt sich ein weites Forschungsfeld, in dem Diskursanalyse und Literatur eng miteinander verzahnt sind. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei der Stellenwert des Beispiels in der Didaktik. Es besteht eine enge Kooperation mit dem Archiv des Beispiels an der Ruhr-Universität Bochum (seit Februar 2011 an der TU Dortmund).

Erzähltes Bewusstsein

In diesem Projekt geht es zunächst um die historische Entwicklung von Bewusstseinsdarstellungen in Erzähltexten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts (bis hin zu der sogenannten klassischen Moderne), also um Erzähltechnik. Für die Analyse dieser Texte sind neuere Entwicklungen der Narratologie fruchtbar zu machen (etwa das Phänomen der Textinterferenz). Zugleich kann dieses Projekt nur in komparatistischer Perspektive durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen in einem zweiten Schritt auch mit Formen der Bewusstseinsdarstellung in anderen Medien (vor allem dem Film) verglichen werden. Da die erzählerische Fiktion der einzige epistemologische Ort ist, an dem Bewusstseinakte Dritter „zugänglich“ sind, kommt ihrer Darstellung eine wichtige Modellfunktion für unser kulturelles Wissen zu.

Dinge in Geschichten

Hier sollen Untersuchungen fortgeführt werden, die zu einem Teil bereits in das Buch der wandernden Dinge (2009) eingegangen sind. Es geht um die Formen, in denen Dinge zu intersubjektiven Verkettungen Anlass geben und die Beteiligten in eine bestimmte Subjektposition bringen. Dabei soll – anders als im Entwendeten Brief von Poe, dem Paradigma dieses Problemkomplexes – von der Irreduzibilität des Dinghaften ausgegangen werden. In der zweiten Phase des Projekts werden die vielfältigen Formen und Funktionen von „Wunderdingen“ in den Erzählungen verschiedener Medien im Mittelpunkt stehen. Zu diesem Zweck werden Geschichten gesammelt, in denen Wunderdingen eine strukturierende Kraft innewohnt.